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49. Kongress der STAFAM

Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems: Früherkennung und Prävention stärken

Anhand eines typischen Patientenbeispiels erläutert OA Dr. Leonhard Harpf, Klinische Abteilung für Kardiologie, Medizinische Universität Graz, das diagnostische Vorgehen bei Patienten mit einem hohen kardiovaskulären Risiko. Der Patient, ein 43-jähriger Mann, Raucher, betreibt keinen Sport, klagte über zeitweisen Druck im Brustkorb, vor allem bei Aufregung. Grundlage ist eine ausführliche Anamnese, die auch den Lebensstil des Betroffenen und ebenfalls eine Familienanamnese erfasst. Litten Eltern oder Großeltern schon an kardiovaskulären Krankheiten, steigert das das persönliche Risiko. Das Gleiche gilt für Fälle von Diabetes mellitus in der Familie. Des Weiteren wurde im vorgestellten Fall neben einem EKG und den üblichen Blutuntersuchungen auch eine Sonografie der A. carotis vorgenommen, die eine gemischte, aber stabile Plaque zeigte. Harpf empfiehlt zudem das ABI-System zur schnellen und genauen Ermittlung des Knöchel-Arm-Index als Marker für eine PAVK. Weitere Untersuchungen sind die Fahrrad-Ergometrie, die wichtige Informationen zur Leistungsfähigkeit und zum Blutdruckverhalten des Patienten liefert, eine Koronar-CT und eine Stress-MRT. Als Diagnosen werden festgestellt: KHK I mit einer 50- bis 75%igen distalen Stenose des Ramus interventricularis anterior (RIVA, LAD) ohne Hinweis auf das Vorliegen einer belastungsinduzierbaren Ischämie, PAVK, arterielle Hypertonie, Hyperlipidämie und ein insgesamt hohes Risiko für ein kardiales Ereignis.

Ein wesentlicher Baustein der Therapie eines solchen Patienten ist neben der medikamentösen Behandlung mit einem Statin, einem ACE-Hemmer und Thrombo-ASS die Änderung des Lebensstils, allem voran der Rauchstopp. Außerdem sollte ein gezieltes Bewegungsprogramm erarbeitet werden, am besten im Rahmen einer Herz-Kreislauf-Rehabilitation, so Harpf.

Die beste Therapie: regelmäßige Bewegung

Welche Sportarten KHK-Patienten empfohlen werden, erläutert Prof. Jürgen Scharhag, Zentrum für Prävention und Sportmedizin am Klinikum rechts der Isar, München. Geeignet seien generell Sportarten mit niedrigen statischen und dynamischen Belastungen wie Gehen, Golf oder Nordic Walking. Ungünstig sind zum Beispiel Rudern, Mountainbiking oder Eisschnelllauf, weil es dabei zu sehr hohen Blutdruckspitzen kommen kann. Scharhag weist jedoch darauf hin, dass man einem Patienten möglichst nicht seine Lieblingssportart verbieten sollte, selbst wenn sie bei Herz-Kreislauf-Krankheiten nicht so günstig ist. Falls beispielsweise jemand unbedingt für einen Halbmarathon trainieren wolle, sollte man ihn über die Risiken aufklären und ihm eine entsprechende Anleitung geben, wie er sein kardiovaskuläres Risiko dabei so gering wie möglich halten kann.
Günstig sind drei bis fünf Trainingseinheiten einer ausdauerorientierten Belastung pro Woche, so Scharhag. Auch Krafttraining ist möglich, allerdings mit reduzierten Gewichten und mehr Wiederholungen. Die Dauer sollte mindestens 20 Minuten betragen, optimal sind 30 bis 60 Minuten. Regelmäßiges Training kann den Blutdruck um bis zu 5mmHg senken, allerdings zeigt sich die Wirkung erst nach einem bis drei Monaten. Außerdem werden der periphere Widerstand und das Herzzeitvolumen gesenkt und zugleich vasoaktive Substanzen gesteigert.

Generell sollte der Arzt auch die Risiken beispielsweise des Krafttrainings ansprechen, betont Scharhag. Es könne dabei zu extremen Blutdruckspitzen oder auch zu Rhythmusstörungen kommen. Wichtig sei es, bei der Anstrengung Pressatmung zu vermeiden, und bewusst auszuatmen.

Quelle: 49. Kongress für Allgemeinmedizin, 22.–24. November 2018, Graz

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