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Steuer & Recht

Übergabe und Bewertung von Ordinationen

Hier gibt es natürlich oft zwei sehr differierende Ansichten. Wichtig ist es, einen vernünftigen Wert zu finden, der sowohl den Übergeber für die Übergabe seines Lebenswerks zufriedenstellt als auch den Übernehmer finanziell nicht überfordert und in einem absehbaren Zeitraum zu verdienen ist.

Bei der Wahl der Bewertungsmethode ist oft guter Rat teuer, da es in der Betriebswirtschaftslehre gerade im Bereich der Unternehmensbewertung unzählige Methoden gibt.

In der Praxis haben sich in den letzten Jahren einige Methoden nebeneinander etabliert.

Bei der Multiplikatormethode wird ein Prozentsatz des durchschnittlichen Umsatzes, meist der letzten drei Jahre, als Wert angesetzt. In vielen Fällen wird dieser ermittelte Wert noch um einen Preis für das Inventar, d.h. die medizinischen Geräte, die Einrichtungsgegenstände der Ordination und die EDV-Anlage, erhöht (Substanzwert).

Im Sinne des Fachgutachtens KFS/BW 1 der Kammer der Wirtschaftstreuhänder werden vereinfacht gesagt bei einem Ertragswertverfahren die zukünftigen Überschüsse (Gewinne) abgezinst und so der Unternehmenswert der Ordination ermittelt.

Das Kux-Lehner-Verfahren stellt eine Mischung aus dem Substanzwert des Inventars und dem Übergewinn der Ordination dar. Beim Übergewinn wird anhand der Einnahmen/Ausgaben-Rechnungen der letzten drei Jahre ein mögliches Zukunftsergebnis für den Käufer ermittelt. Von diesem Ergebnis ist noch ein Unternehmerlohn, danach die Einkommensteuerbelastung abzuziehen. Dieser so ermittelte "Zukunftserfolg" wird dann für drei Jahre (in manchen Fächern mit hoher Zuweisung auch für fünf bis sieben Jahre) angesetzt.

Bei der Ermittlung des sogenannten Substanzwertes wird ausgehend vom Anlageverzeichnis der Ordination versucht, einen "aktuellen" Wert aller Einrichtungsgegenstände und aller medizinischen Geräte zu finden. Ausgegangen wird dabei meist vom derzeitigen Restbuchwert der Anlagegüter lt. Anlageverzeichnis, wobei es bedingt durch überdurchschnittliche Abnutzung, technische Neuerungen oder einen erhöhten Nutzen für die jeweilige Ordination zu Zu- oder Abschlägen kommen kann.

Durch Wahl der Bewertungsmethode bzw. durch Verplausibilisierung mit mehreren Methoden sollte sich ein einigermaßen objektiver Wert der Ordination ergeben können. "Einigermaßen" deswegen, weil der "richtige" Wert der Ordination für den Verkäufer immer höher und für den Käufer immer niedriger sein wird. Ein Treffen von Käufer und Verkäufer ist daher meist nur unter Einbeziehung von Steuerberatern, Unternehmensberatern und der Ärztekammer möglich.

Für einen Übernehmer kann aber ein früher Übernahmezeitpunkt einen wesentlichen wirtschaftlichen Wert darstellen.

Ein Kaufpreis für die Ordination impliziert aber im Idealfall auch ein "Einführen" des neuen Arztes durch den Übergeber der Ordination. Dies stellt oft einen entscheidenden Aspekt für den zukünftigen Erfolg einer Ordination dar.

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